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Aufgussfreuden von der Fensterbank

Der Saunaaufguss ist ein wichtiger Teil des Saunagangs. Mit wohltuenden Ölen, frischen Kräutern und speziellen Zweigen lässt er sich ganz einfach selbst zusammenstellen.

Aufgussfreuden von der Fensterbank

Wohltuendes Ritual: Der richtige Aufguss spricht verschiedene Sinne an und hilft dem Körper bei der Regeneration. Bilder: zvg

Ursprünglich diente der Saunaaufguss dazu, die Temperatur und Feuchtigkeit in der Sauna nach dem «Lüften» wieder zu steigern, indem Wasser auf die Steine gegossen wurde. Mittlerweile ist daraus ein wichtiges Ritual geworden, das teilweise mit hohem Aufwand zelebriert wird. Der Duft ist mindestens genauso wichtig wie der gesundheitliche Nutzen der ätherischen Öle. Um geeignete Rezepturen für den Aufguss zu «ingredienzen», muss man kein Alchemist sein: Für viele Aufgüsse reichen Zusätze aus den eigenen Kräutertöpfen und dem heimischen Obstkorb. Wie praktisch: Die gebräuchlichsten Pflanzen für einen Saunaaufguss sind auch gleichzeitig diejenigen, die als Tee bei Erkältungsbeschwerden und grippalen Infekten zum Einsatz kommen: Thymian, Rosmarin, Pfefferminze und Kamille, die entweder frisch oder getrocknet verwendet werden können. Die meisten gedeihen problemlos auch im Winter auf der Fensterbank. Auch frische Birkenzweige eignen sich bestens und bringen zudem wohltuenden Waldgeruch in die Sauna. Viele Rohstoffe für den Saunaaufguss bekommt man auch in der Apotheke. Und ab Herbst sorgen Zitrusfrüchte nicht nur für das notwendige Vitamin C auf unserer Speiseliste: Aus Zitrone und Orange in Verbindung mit Vanille und Ingwer lassen sich auch herrlich erfrischende Aufgüsse zubereiten. Dabei sollten Aufgüsse tendenziell zurückhaltend dosiert werden, da eine Überdosierung ätherischer Öle die Schleimhäute und Atemwege reizen kann. Weniger ist also mehr. Dann aber kann die richtige Mischung mit Zitrusfrüchten die Laune heben, ein Auszug aus Pfefferminze, Eukalyptus oder Latschenkiefer die Atemwege befreien, Kamille Entzündungen hemmen und das Hautbild verbessern. Mischungen aus Melisse, Lavendel, Weihrauch, Sandelholz oder Vanille wirken entspannend auf Seele und Körper. Dominique Simonnot      

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Belebend und würzig

Der frische Duft von Zitrusfrüchten wie Mandarinen, Orangen, Zitronen, Limonen und Grapefruits belebt die Sinne. In Kombination mit würzig-scharfem Ingwer und Pfefferminze macht er nicht nur munter, sondern befreit die Atemwege. Für einen Aufguss eine halbe Tasse frisch gepressten Zitronensaft mit frisch geriebenem Ingwer und drei Stängeln frischer Minze mischen und mit heissem Wasser aufgiessen. Ziehen lassen, bis der Sud kalt ist. Dann nur noch die Minze herausholen und den Saunaaufguss mit Wasser anrühren. 
       

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Der Klassiker für bessere Durchblutung

Beim Klassiker aus Finnland werden getrocknete Birkenzweige (Birkenquast) einige Stunden in heissem Wasser eingelegt, damit sie weich und geschmeidig werden. Mit dem entstandenen Birkenwasser wird der Aufguss durchgeführt. Wer möchte, peitscht mit den herausgenommenen Birkenzweigen während des Saunagangs leicht die Haut, um einen angenehmen Massageeffekt zu erhalten und die Durchblutung zu steigern.

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Schleimlösend und entzündungshemmend

Thymian wirkt antibakteriell und löst den Schleim, der bei Erkältungserkrankungen in den Atemwegen sitzt. Inhaliert lindert Thymian Husten und Entzündungen in Mund und Rachen. Für diesen Zweck Thymiankraut wie beim Tee mit heissem Wasser aufgiessen. Nur ein paar Minuten ziehen lassen und anschliessend ins Saunaaufgusswasser geben. (dom)

«Aufguss als Zeremonie für die Sinne»

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Saunameister Robert Heinevetter macht den Aufguss zu einem multisensualen Erlebnis.

Der Saunameister Robert Heinevetter ist eine Ikone der modernen Saunakultur. Der Aufgussspezialist hat nicht nur die Schweizer Aufgussmeisterschaft ins Leben gerufen, er gründete auch die Firma AufgussRoots, um in Schulungen sein Wissen europaweit weiterzugeben. Seine alle Sinne ansprechenden Aufgussrituale und seine speziellen Wedeltechniken werden mittlerweile international nachgefragt. Daneben lässt es sich der stellvertretende Geschäftsführer des Mineralheilbads St. Margrethen nicht nehmen, in der Ostschweizer Wellnessoase selber aufzugiessen und seine Passion auf die Gäste und sein Saunateam zu übertragen.

Worum geht es beim Aufguss?

Robert Heinevetter: Als Aufgussmeister versuche ich je nach Jahreszeit, Wochentag, Tageszeit, Wettereinfluss und auch Stimmung der Saunagäste zu spüren, was diese gerade brauchen. Denn mit dem Aufgussritual sollen die Gäste zumindest für einige Minuten in eine andere Welt entführt werden. Dafür möchten wir die Gäste auf verschiedenen Ebenen erreichen – mehrere Sinne berühren. Optisch mit den Eindrücken des Wedelns. Olfaktorisch durch wohlriechende und naturreine ätherische Öle. Dazu spüren sie den Wasserdampf und die Hitze. All das steigert Wohlbefinden und Gesundheit.

«Mit dem Aufgussritual sollen die Gäste zumindest für einige Minuten in eine andere Welt entführt werden.»

Was ist das Besondere beim Wedeln?

Es ist viel mehr, als nur mit einem Handtuch durch die Luft zu schwingen. Es gibt viele verschiedene Techniken. Ursprünglicher Sinn des Wedelns ist es, den beim Aufguss entstandenen Wasserdampf und die heisse Luft im Raum so zu verteilen, dass jeder Gast die Wirkung spürt.

Welche Fehler werden immer wieder gemacht beim Saunagang im Allgemeinen und beim Aufguss im Speziellen?

Die Liste der Fehler ist noch immer sehr lang. Gleichzeitig fällt auf, wie gut vor allem regelmässige Saunabesucher mittlerweile über das «richtige» Saunieren informiert sind. Was mir spontan einfällt: Der rich tige Abkühlprozess nach dem Aufguss ist für viele Saunagäste immer noch nicht ganz klar. Aber dafür gibt es ja Aufguss-Meister wie mich, die ihnen auch diese kleinen Geheimnisse noch beibringen (lacht).