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Energie sparen ist Massarbeit 

Gebäude: Eine neue BMW-Garage und die 146 Jahre alte Brauerei Feldschlösschen setzen auf Nachhaltigkeit, mit unterschiedlichen und überraschenden Ansätzen.

Energie sparen ist Massarbeit 

Bilder: zvg

Ein grosszügiger Showroom mit fassadenhohen Fenstern, helle Büroräume sowie eine topmoderne Werkstatt: So präsentiert sich die kürzlich eröffnete BWM- und Mini-Garage Burkhardt AG in Oberkirch LU. Entworfen wurde diese von AWS Architekten in Bern. Das auf Industriebauten spezialisierte Architekturbüro hat ein Gebäude realisiert, das zum einen «Corporate Design»-Vorgaben erfüllen und als BMW-Haus erkennbar sein muss. Zum anderen: «Nachhaltigkeit und Energieeffizienz waren von Anfang an Teil der Planung und genauso wichtig wie Design und Funktion», erklärt Aurel Toth, CEO von AWS Architekten. Entstanden ist die erste Minergie-zertifizierte Autogarage der Schweiz. Dank intelligenter Gebäudetechnik ist der Verbrauch von Energie und Wasser aufs Minimum reduziert und der Behaglichkeitsfaktor hoch. Das Gebäude bietet Mitarbeitenden und Kundschaft eine angenehme Umgebung.

Auch die Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden AG schreibt Nachhaltigkeit gross. Sie verfolgt das strategische Ziel, die gesamte Lieferkette nachhaltig zu gestalten. Bis 2030 soll die Brauerei C02-neutral produzieren. Die Voraussetzungen sind indes völlig andere als bei der BMW-Garage. Da ist die Bierherstellung, ein Prozess mit hohem Energieverbrauch. Dazu kommt eine eigene, landesweite Logistik. Jede der Energiesparmassnahmen muss identifiziert, die Lösung nicht selten auf Mass entwickelt werden. Die Mammutaufgabe beginnt beim Zuliefern von Rohstoffen und endet beim Recycling der Verpackung. «Eine Investition muss sich zudem lohnen und darf weder die Qualität der Produkte noch die Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden beeinträchtigen», erklärt Thomas Janssen, Leiter Sustainability Development bei Feldschlösschen.

Es braucht auch die Abstimmung mit dem historischen Erbe. «2002 standen wir vor einem Dilemma. Sollten wir die Anlagen im über hundertjährigen Jugendstil-Sudhaus erneuern oder in einen Neubau investieren?» Feldschlösschen entschied sich für eine komplette technische Erneuerung, aber für den Erhalt der bestehenden Sudpfannen. Das war teurer, aber passender zur Philosophie. Die grossen Kupferpfannen des Sudhauses vor dem Hintergrund der blauen Kacheln sind zum visuellen Markenzeichen der Brauerei geworden.

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Bilder: zvg


Spiegel der Technik 2022

Beim Neubau in Oberkirch ist die Art der Energieaufbereitung ein Spiegel der Technik anno 2022. Die multifunktionale Wärmepumpe sorgt für Wärme oder für Kühlung an heissen Tagen. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach erbringt eine Leistung von durchschnittlich 73 kWp. Das entspricht durchschnittlich dem Energiebedarf von 15 Einfamilienhäusern. Die Garage betreibt 18 Ladestationen für Elektroautos und Hybridfahrzeuge. Mit Blick in die Zukunft wäre ein weiterer Ausbau bereits einkalkuliert. Auf Batteriespeicher für die Solarenergie hingegen wurde verzichtet. «Sie würden keinen Mehrwert darstellen. Die teure Investition würde sich auch langfristig nicht rechnen», erklärt Toth. Die Garage braucht die Solarenergie vor allem tagsüber, wenn sie auch erzeugt wird.

Die Fensterfronten sind dreifach verglast. Fenster waren lange Zeit eine Schwachstelle der Dämmung. Das hat sich geändert. Moderne Dreifachverglasungen weisen eine sehr gute Energiebilanz auf und sind sogar günstiger als zweifach verglaste, ergänzt Toth. Sonnenstoren sowie eine ausladende Dachkrempe gegen Süden bieten zusätzlich Schutz vor intensiver Wärmeeinstrahlung. Die Schwachstelle hinsichtlich Minergie-Standard sind vielmehr die Türen und Tore von Showroom und Werkstatt. Insgesamt gehen sie pro Tag bis zu zweihundert Mal auf und zu. Die Türen sind deshalb nur so gross wie nötig. Der moderne Mechanismus macht es möglich, dass sie sehr rasch öffnen und schliessen.

Beim Neubau in Oberkirch ist die Art der Energieaufbereitung ein Spiegel der Technik anno 2022.

Keine Standardmethode

Beachtliche Energiesparpotenziale machte Feldschlösschen in den Brauprozessen aus. Eine Aufbereitungsanlage erzeugt durch Vergärung des Abwassers Biogas. Dieses wird als Wärmeenergie verwendet. Die Hebelwirkung ist beachtlich. Biogas deckt rund ein Drittel des Bedarfs. Ein weiteres Drittel wird durch konzentrierten Alkohol abgedeckt. «Wer ökologisch konsumieren will, sollte deshalb unser alkoholfreies Bier trinken», sagt Janssen augenzwinkernd. Der destillierte Alkohol, der bei der Herstellung von alkoholfreien Bieren anfällt, wird zur Wärmeversorgung der Brauerei eingesetzt. Die Technologie dahinter ist keine Standardmethode, sondern musste erst im Haus entwickelt werden. Das Fazit: Heute werden zwei Drittel des gesamten Brennstoffbedarfs durch eigene erneuerbare Energien abgedeckt. Der übrige Bedarf wird momentan noch durch Erdgas bestritten. Bis 2030 soll dieser Anteil bei null sein.

«Wer ökologisch konsumieren will, sollte deshalb unser alkoholfreies Bier trinken.»

Thomas Janssen
Leiter Sustainability Development Feldschlösschen

In den Kühlprozessen des Bierbrauens entstehen ausserdem grosse Mengen an Abwärme. Diese wird gesammelt und mit Wärmepumpen für die Fernwärmeversorgung des Wärmeverbundes Rheinfelden Mitte genutzt. Dort wird sie zur Wärmeversorgung der Altstadt genutzt. Tiziana Ossola