Als der Naturheilkunde-Pionier Alfred Vogel im September 1937 ein Grundstück im beschaulichen Weiler Hätschen oberhalb des Dorfs Teufen erwarb, ahnte niemand, welche Ausstrahlung dieser Ort in die Welt der Naturheilkunde haben würde.
In der bestehenden Liegenschaft richtete Alfred Vogel das "Kur- und Kinderheim Vogel" ein. Dank dem Erfolg seiner Tätigkeit konnte er bald ein eigenes Produktionsgebäude, das "Laboratorium Bioforce", zur Herstellung von Naturheilmitteln erstellen und 1947 ein Wohnhaus, in dem er bis 1960 mit seiner Familie wohnte. Danach erhielt der "Verlag A.Vogel" darin seine Arbeitsräume. Die ehemaligen Produktionsräume wurden zu Ausstellungsräumen umgewandelt, die das Leben und Wirken Alfred Vogels auf dem Hätschen repräsentierten.
Planung und Architektur
Nachdem sich in den vergangenen Jahrzehnten die Bausubstanz der drei Häuser kontinuierlich verschlechterte, entschied die Alfred-Vogel-Stiftung, den ursprünglichen Wirkungsort rund um den Schaugarten zu erhalten und durch neue Gebäude aufzuwerten. Wichtigstes Ziel war die Konzeption einer Gesamtanlage von Bauten, die mit der sinnstiftenden Gartenanlage ganzheitlichen zusammengefügt wird - ein Ensemble, das sich in den baulichen und landschaftlichen Kontext einordnet. Die einfach geschnittenen Baukörper für das Verlags-, Museums- und Remisengebäude treten hauptsächlich als Holzbauten auf mineralischen Sockeln in Erscheinung. Hangparallele Terrassenmauern schaffen Raum für Zugangswege und gliedern den Freiraum und die Gartenanlage.
Im Gegensatz zu den naturbelassenen Materialien der Gebäudehülle wurden Fenster und Türen durch einen Farbanstrich differenziert und vermitteln so zwischen dem Gebäudeinneren und der Naturlandschaft. Im Inneren ist die neutral gehaltene Raumbekleidung ein Grundthema. Gemeinsam benutzte Räume wie das Treppenhaus erhalten eine intensivere farbliche Definition, während der Farbeinsatz in den Arbeitsräumen auf Fenster, Türen und Trennwände beschränkt bleibt.
Von Beginn weg war die Anlage auf dem Hätschen geprägt von einem Neben- und Miteinander unterschiedlicher Nutzungen. Diese Qualität von Arbeits- und Wohnnutzungen wurde auch für die Ersatzneubauten beibehalten und aufeinander abgestimmt. Während im Verlagshaus ausschliesslich Arbeitsräume angeordnet sind, befinden sich im Museumsgebäude Wohnungen, Arbeitsräume, das Museum und die Verlagsspedition auf unterschiedlichen Etagen. In der Remise befinden sich Werkstatt und Lagerraum für die Gartenbewirtschaftung. Zusammen mit dem Besucherzentrum (1. Bauetappe) zeigt sich die neue Gesamtanlage mit ihren unterschiedlichen Nutzungen als ein Ort zum Arbeiten, Wohnen und Erholen.
Speziell ist die Erweiterung des Schaugartens. Das Freiraumkonzept ist einerseits geprägt durch diverse Terrassen mit Natursteinmauern aus Kalkstein. Dadurch lässt sich die Gartenanlage problemlos durchschreiten. Nebst den für die A.-Vogel-Produkte benötigten Heilpflanzen, wurde grosser Wert auf Biodiversität gelegt. Dazu gehören unter anderem ein Erlebnisgarten, ein Wechselfeuchte-Biotop sowie verschiedene Elemente für Tiere und Insekten. Ergänzt wird das Ganze durch ein völlig neues Museumskonzept. Vom Leben und Werk Alfred Vogels über die Geheimnisse der Phytotherapie bis hin zum neuen Brand lässt sich die Welt von A. Vogel spielerisch und interaktiv erleben.
Baumanagement, Ausführung und bestes Teamwork
Nach der erfolgreichen Realisierung des Besucherzentrums (1. Bauetappe 2017 bis 2020) gab die Alfred-Vogel-Stiftung im März 2021 den Entschluss bekannt, den Ersatz der drei Altbauten (2. Bauetappe) sofort zu realisieren. Im Herbst 2021 wurden die Planungsarbeiten aufgenommen. Die Baueingabe erfolgte im Juni 2022 und die Baubewilligung lag im September 2022 vor. Der Spatenstich mit Beginn der Rückbauarbeiten fand im Oktober 2022 statt. Die Gesamtanlage wurde den Nutzern termingemäss im Juni 2024 übergeben.
In beiden Bauetappen konnte äusserst konstruktiv mit denselben Unternehmen zusammengearbeitet werden. Die partnerschaftliche Basis wurde beiderseits sehr geschätzt und trug massgeblich zum erfolgreichen Abschluss bei. Die Realisierung dieser anspruchsvollen Aufgabe war nur dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich. Die Bauherrschaft bedankt sich an dieser Stelle bei den Behörden des Kantons Appenzell Ausserrhoden und der Gemeinde Teufen, dem gesamten Planungsteam und allen beteiligten Handwerkern für ihr Engagement und die oft begeisternde Freude. Ein besonderer Dank gilt der Alfred-Vogel-Stiftung, welche dies alles erst ermöglichte. (vred)
Bauherr & Planerteam
Bauherr: Alfred-Vogel-Stiftung, 8808 Pfäffikon SZ
Bauherrenunterstützung: Roland Malgiaritta, Architekturbüro, 7502 Bever GR
Gesamtprojektleitung: Wolfgang Natter, Natter Architektur+Baumanagement, 7000 Chur GR
Architekt: Gian Carlo Bosch & Martin Heim, Bosch & Heim Architekten AG, 7000 Chur GR
Bauleitung: Roger Wälchli, Wälchli Baumanagement GmbH, 8733 Eschenbach SG
Ingenieur Betonbau: Reto Fausch, Schällibaum Ingenieure AG, 9100 Herisau AR
Ingenieur Holzbau: Michael Eichmann, LainPlus GmbH, 9055 Bühler AR
Planer Elektro: Sandro Zoller, IGB Engineering AG, 9000 St. Gallen SG
Planer HLKS: Roger Bolli, Züst Haustechnik AG, 7214 Grüsch GR
Fotos: Matthias Wagner, Matthias Wagner Photography, 5412 Vogelsang AG